Politischer Aschermittwoch CDU Eilenburg

mit Manfred Kolbe MdB

Manfred Kolbe MdB
Manfred Kolbe MdB


 

Rede

von Manfred Kolbe MdB

 

„Ob Krise oder Konjunktur –

- wir bleiben in der Spur“

 

Politischer Aschermittwoch

des CDU-Stadtverbandes Eilenburg

 

 

am 17. Februar 2010

 

Gaststätte „Roter Hirsch“ in Eilenburg

 

 

I. BEGRÜßUNG

 

Lieber Präsident des Eilenburger Carneval Club Michael Holland, Herr Vorsitzender Mathias Gürke,

lieber Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Uwe Hofmann,

liebe Eilenburgerinnen und Eilenburger,

liebe Gäste,

 

Es ist eine überaus lobenswerte Idee auch in der Faschingshochburg Eilenburg einen Politischen Aschermittwoch zu starten. Ganz herzlich möchte ich allen danken, die an der Organisation beteiligt waren. Ganz herzlich möchte ich ebenso allen danken, die heute hier her gekommen sind, um Büttenreden und dergleichen über sich ergehen zu lassen.

 

Ganz herzlich bedanken möchte ich mich insbesondere bei den vielen Frauen, die heute hier in den Roten Hirsch gekommen sind. Wir Männer lesen Euch Frauen ja jeden Wunsch von den Augen ab.

 

Was sind die vier größten Wünsche der Frauen betreffend die Männer?

1. Der Mann muss gut gebaut und ein zärtlicher Liebhaber sein.

2. Der Mann muss großzügig sein und ordentlich verdienen.

3. Der Mann muss die Hausarbeit erledigen und gut kochen können.

4. Vor allem sollten diese drei Typen nichts voneinander wissen und sich möglichst nicht über den Weg laufen.

 

Wir sollten die Erwartungen an den Partner aber nicht übertreiben, etwa wenn im Laufe der Jahre auf beiden Seiten das eine oder andere Kilo hinzukommt: „Schatz du hast früher doch immer so knappe sexy Tanga-Slips getragen? Warum tust du das nicht mehr?

Antwort: „Schatz, die trage ich noch immer, du siehst und findest sie bloß nicht mehr!

 

Insbesondere wir Männer sollten die Frauen auf Händen tragen, denn mehr als die Hälfte aller jungen, modernen Frauen ist gar nicht mehr bereit sich zu binden. Sagt doch neulich eine ganz Schicke zu ihren Freundinnen: „Warum muss ich mir für fünfzig Gramm Wurst gleich ein ganzes Schwein halten?

 

Also herzlich willkommen Sie alle, lassen Sie es sich gut gehen und bestellen Sie ordentlich zu trinken und zu essen. Hier im Roten Hirsch wird es Ihnen sicherlich nicht so gehen wie mir neulich in Berlin. Nachdem ich eine Stunde auf die Suppe gewartet hatte, fragte ich bei dem Ober nach, wo denn die Suppe bleibe. Daraufhin wird die Suppe auch gebracht, war allerdings schon kalt. Auf meine erneute Beschwerde antwortet der Ober: „Sie hatten die Suppe ja auch schon vor einer Stunde bestellt.“

 

Prost!

 

II. KRISEN WELTWEIT

 

„Ob Krise oder Konjunktur – wir bleiben in der Spur!“

Wohin man auch hinschaut, überall Krisen. Finanzkrisen, Wirtschaftskrisen, politische Krisen.

 

Selbst in den USA ist der Glaube an den „American way of life“ erschüttert. Auch der erwartete Heilsbringer Präsident Barack Obama hat noch nicht gegriffen.

 

Allerdings muss man der Ehrlichkeit halber sagen, dass die Obama-Euphorie auch schon vor einem Jahr nicht überall geteilt wurde, etwa in Bayern.

Mei, was soll sich da ändern“, sagten damals viele Bayern.

Bloß weil ein Schwarzer an die Regierung kommt?

Das haben wir schon seit mehr als einem halben Jahrhundert!“

 

Die Krise hat natürlich auch Europa erfasst. Griechenland steht vor der Staatspleite, andere wackeln, der Euro kränkelt. Die Europawahl vom letzten Jahr hat uns da nicht so richtig Mut gemacht. Immer wenn wir erfahren, wer uns in Europa vertritt, sind wir ganz erstaunt und stellen fest: „Ach, der lebt auch noch!

 

Jetzt geht auch noch Günther Oettinger als Kommissar nach Brüssel. Den wird man dort weder auf schwäbisch noch auf englisch verstehen. Jedoch umgekehrt verstehen wir auch kaum noch, was da alles aus Brüssel immer auf uns zukommt.

 

Prost!

 

Die Krise hat natürlich auch die deutsche Politik erreicht und wie sollte es anders sein, zu allererst natürlich die SPD.

 

Die Partei hat schon wieder einen neuen Vorsitzenden. Franz Müntefering, Matthias Platzeck, Kurt Beck, wieder Franz Müntefering und jetzt Sigmar Gabriel. Jedes Jahr ein Neuer, Sigmar Gabriel heißt er heuer. Wenn das so weiter geht, hat die SPD bald mehr ehemalige Vorsitzende als Mitglieder.

 

Auch Franz Münteferings Eheschließung mit einer jungen Frau hat der Partei kaum zu neuen Schwung verholfen. 40 Jahre Altersunterschied lästert mancher, der konnte ja bereits in Frührente gehen, als sie eingeschult wurde. Da hilft es auch wenig, dass Johannes Heesters Frau mit nur 60 Jahren sogar 46 Jahre jünger ist als ihr Mann, denn mit seinen 106 Jahren hat es der Heesters nun wirklich schwer eine Gleichaltrige zu finden. Nur vom 73-jährigem Silvio Berlusconi kommt unverhoffter Beistand, da er alle bereits 18-jährigen für zu alt hält.

 

Rettung verspricht sich der neue Vorsitzende Sigmar Gabriel von einem neuen Mitgliedergewinnungsprogramm, das auf dem nächsten Parteitag verabschiedet werden soll:

1.         Jedes SPD-Mitglied, das ein neues Mitglied wirbt, darf ein Jahr beitragsfrei in der SPD sein

2.         Jedes SPD-Mitglied, das zwei neue Mitglieder wirbt, darf danach austreten

3.         Jedes SPD-Mitglied, das drei neue Mitglieder wirbt, bekommt eine Bescheinigung, dass es nie in der SPD war.

 

Konjunktur haben zu Krisenzeiten natürlich die Sozialisten und die wittern die Revanche für 1989.

 

Mit Versprechungen zu winken, darauf verstehen sich gut die Linken.

 

Lafontaine will sich jetzt ganz auf seine Aufgaben im Saarland konzentrieren.

 

Und als Christ wünscht man ja niemanden etwas Schlechtes. Deshalb sprechen wir jetzt das Berliner Nachtgebet:

 

Herr, bitte lass den Lafontaine im Saarland bleiben

und lass es ihn dort ordentlich treiben.

Das Gysi, Bisky und Sodann

dort Minister werden alle dann.

 

(Pause!)

 

Herr, gib das Frankreich wohl gestimmt,

danach das Saarland wieder nimmt.

Wir, die Freude wäre riesengroß

wären diese Gesellschaft endlich los.

 

Prost!

 

Kaum noch etwas hört man von den Grünen. Dabei schminkt sich Claudia Roth mit zunehmendem Alter immer greller. Ihr Visagist muss offenbar farbenblind sein. Während der letzten Paarungszeit wurde Claudia Roth sogar von Buntspechten angeflogen. Aber ihre politischen Aussagen nimmt trotzdem niemand mehr war.

 

Prost!

 

Nur Angela Merkel ragt in der Bundespolitik wie ein Fels aus der Brandung.

 

Erinnern Sie sich noch an die bösartigen Merkelwitze von vor einigen Jahren?

 

- Da sollte es einen neuen Spendenskandal in der CDU geben: Altbundeskanzler Kohl hatte Angela Merkel 50 DM für den Frisör gegeben und keiner konnte sagen, wohin das Geld verschwunden war.

- Oder: Merkels Frisör war gestorben. Aber glücklicherweise hatte er die Schablone hinterlassen.

 

Oder die üblichen Witze zu ihrer Garderobe:

- Was macht Angela Merkel mit ihren alten Kleidern? Sie trägt sie!

- Oder stimmt es, dass sie ihre Röcke länger trägt als andere Staatschefinnen? Ja, Jahre länger!

 

Vorbei sind diese Zeiten. Unsere Bundeskanzlerin macht Furore, bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth, der Opern-Eröffnung in Oslo oder jetzt am Rosenmontag auf den Faschingswagen. Diese Formen, dieses Dekoltee! Da haben wir alle gedacht: Holla, die Waldfee! Das müssen die blühenden Landschaften aus dem Osten sein, die schon Helmut Kohl so herbeigesehnt hat!

 

Und was sagt die Bundeskanzlerin selbst: Sie beschwert sich, dass die Deutschen Politik nicht mehr in Zusammenhängen, sondern nur noch in Ausschnitten wahrnehmen!

 

Prost!

 

Auch Angela Merkels Kabinett arbeitet tatkräftig.

 

Der neue Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat bereits nach wenigen Wochen einen Rekord erzielt: 86 Milliarden Euro Neuverschuldung sind die höchste in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Wenn das so weitere geht, laufen uns demnächst auch noch die Asylbewerber weg.

 

Immerhin scheint er mit dem Ankauf einer Steuersünder-CD aus der Schweiz mal ein gutes Geschäft zu machen. Schon seit langem hatten nicht so viele Leute so viel Angst vor der Veröffentlichung einer CD. Das letzte Mal war es meines Erachtens, als Hansi Hinterseer sein neues Album vorgestellt hat.

 

Die jetzt für Arbeits-Sozial-und Rentenpolitik zuständige Ursula von der Leyen versprüht weiter Tatkraft und gönnt ihrer Nachfolgerin reineweg gar nichts. Aus dem Familienministerium hat sie größere Restposten von Kondomen mitgenommen. Diese werden jetzt im Rahmen ihrer neuen Zuständigkeit an Rentner verteilt. Wie bitte, warum das? Weil diese sich weniger schnell vermehren sollen, um die Sozialkassen zu entlasten.

 

Prost!

 

Dagegen hat es die FDP seit der letzten Bundestagswahl schon arg gerupft.

 

Ihre Umfragewerte verändern sich proportional zu dem von ihr maßgeblich durchgedrückten Umsatzsteuersatz für Hoteliers: von vollen 19 % auf bald nur noch ermäßigte 7 %

 

Ja wo sind denn die ganzen FDP-Wähler? Man sieht ja kaum noch einen auf der Straße - die sollen alle im Finanzamt bei der Selbstanzeige sein.

 

Guido Westerwelle plant jetzt als Außenminister ein Aussteigerprogramm für Taliban in Afghanistan. Dafür ist er genau der richtige Mann, denn sein Aussteiger-programm für liberale Bundestagswähler ist bisher ein voller Erfolg.

 

Seinen neuen Jungstar den sympathischen Pharmareferenten Philipp Rösler nimmt Westerwelle vehement in Schutz: Ja was erwarten denn die Leute alles von dem Philipp Rösler? Das er etwa übers Wasser laufen soll? Nein, die Leute erwarten eher dass er bald absäuft.

 

Ganz wichtig ist noch, dass Dirk Niebel neuer Entwicklungshilfeminister ist. Als ob die Dritte Welt nicht schon genug Probleme hätte. Niebel sollte eigentlich Entwicklungshilfe leisten, anstatt sie zu bekommen.

 

Gut, dass wenigstens Frau Leutheuser einerseits und Frau Schnarrenberger andererseits in der Rechtspolitik immer einer Meinung sind. Sonst stünde es wirklich schlecht um die FDP.

 

Prost!

 

Besonders hat die Krise natürlich den Freistaat Bayern und die CSU erfasst.

 

In Deutschland ist das Staunen groß, was ist nur mit den Bayern los?

 

Kein Herbstmeister in der Bundesliga, im Pisa-Test hinter Sachsen und bei den Landebank-Verlusten klar vor Sachsen, nur wer hätte das vor 2 Jahren gedacht? Jetzt muss auch noch die CSU Federn lassen und lernt das Wort „Koalition“ zu buchstabieren.

 

Als letztes Aufgebot, als Retter in der höchsten Not, holte die CSU Horst Seehofer in das Boot.

 

Und der soll jetzt das Schlimmste verhüten; wo Seehofer doch ganz konkret gerade von Verhütung nichts versteht.

 

Andere sehen das durchaus positiv. Die CSU hat Seehofer zum Landesvater gemacht, weil er von Vaterschaften nun einmal am meisten versteht und wie viele Politiker nicht nur redet, sondern auch gehandelt hat.

 

Prost!

 

Aber glücklicherweise gibt es in Deutschland noch den Freistaat Sachsen und die Sächsische Union.

 

2008 schmiss Georg Milbradt hin.

 

Neuer sächsischer Ministerpräsident ist Stanislaw Tillich, Sachse und Sorbe obendrein. 

 

Tillich ist immer ordentlich gekleidet und sorgfältig frisiert. Peinlichkeiten, wie das Erscheinen des Vorgängers mit durchlöcherten Socken bei einer japanischen Teezeremonie bleiben dem Freistaat Sachsen künftig glücklicherweise erspart.

 

Auch Parteifreunde sind ganz erstaunt, dass der neue Landesvorsitzende jetzt zurückgrüßt, wenn er von uns gegrüßt wird und nicht einfach mufflig vorbeiläuft. Dies ist ein wahres neues Glücksgefühl in der Sächsischen Union!

 

Allerdings fragen sich immer mehr Sachsen, was der Landtag und die Staatsregierung in Dresden eigentlich so den ganzen Tag machen. Tillich selbst ist offenbar auch der Meinung, dass in Dresden augenblicklich nicht viel los ist und fliegt für zehn Tage zu Olympia nach Kanada. Staatskanzleichef Johannes Beermann weilt derzeit in Abu Dhabi und Katar und nicht wenige wünschen sich, dass er dort für immer bleibt. Das kann sich Frank Kupfer nicht leisten, da wir in Sachsen so viele Wein-, Bier-, Hopfen-, Fisch- und Milchköniginnen haben, die bei längeren Auslandsaufenthalten vom zuständigen Minister ungeküsst blieben.

 

Dabei hat sich die Staatsregierung für die nächsten fünf Jahre wichtige und anspruchsvolle Ziele gestellt: Autowaschanlagen und Videotheken sollen auch Sonntags öffnen dürfen, der Bürokratieabbau soll durch die Abschaffung der Baumschutzverordnung entscheidend vorangetrieben werden und die Polizei soll blaue statt grüne Uniformen erhalten. Warum der Farbwechsel zu blau jetzt erfolgen muss, weiß niemand so recht, aber jedenfalls nicht deshalb - wie böse Zungen behaupten – um die Farbe der Uniform auch dem durchschnittlichen Alkoholpegel des Landespolizeipräsidenten anzupassen. Das weise ich mit Entschiedenheit zurück.

 

Mangels zu beratender Gesetzesvorlagen vertreiben sich unsere Landtagsabgeordneten die Zeit mit Diätenerhöhungen. Eine hatten sie nach drei Monaten schon bewältigt und jetzt wird gerade die zweite debattiert. Aber dies wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ausreichen, die fünfjährige Legislaturperiode zu füllen und so die Existenzberechtigung von 120 hauptberuflichen Landtagsabgeordneten unter Beweis zu stellen.

 

Deshalb ahne ich schon, was wieder kommen wird - wie schon in den vergangenen Legislaturperioden:

 

Eine Gebietsreform.

 

In der letzten Periode waren es die Landkreise, die daran glauben mussten, diesmal tippen Insider auf die Gemeinden.

 

Dabei sind die Wunden der letzten Kreisreform noch nicht vollständig vernarbt, wie die folgende noch unveröffentlichte Geschichte zeigt, die letzte Woche in Delitzsch spielte:

 

Ein Delitzscher verlor dort letzte Woche bei einem Unfall ein Ohr. Schwer verletzt wurde er ins Kreiskrankenhaus eingeliefert und hoffte auf ein Spenderohr. Bereits am nächsten Tag kam der Chefarzt zu ihm und sagte: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für sie. Die gute Nachricht ist: Wir haben ein Spenderohr aufgetrieben. Die schlechte Nachricht ist: Es stammt von einem Oschatzer.“ Der Delitzscher schaut gequält. Nach langem Überlegen entschließt sich der Delitzscher doch zur Operation, um nicht für den Rest seines Lebens entstellt zu sein. Aber es kam noch schlimmer und der Delitzscher verstarb am nächsten Tag. Medizinische Diagnose des Chefarztes: Das Oschatzer Ohr hatte den Kopf und Körper des Delitzschers abgestoßen.

 

Prost!

 

Auch unsere nordsächsische Kommunalpolitik ist natürlich von Krisen nicht verschont geblieben.

 

Dem Landkreis Nordsachsen droht jetzt der finanzielle Tod, nachdem er dem KfZ-Kennzeichen: „TOD“ bereits nur knapp entgangen ist.

 

Mit Hilfe eines externen Gutachtens für 191.000 EUR soll jetzt die finanzielle Lage analysiert und ein Haushaltssicherungskonzept erstellt werden. Dies ist schon eine potenzierte Form der Krise, denn wir Bürger wissen immerhin auch ohne externes Gutachten, dass wenn wir gegen Monatsende nichts mehr im Portemonnaie haben, wir uns auch nichts mehr leisten können.

 

Trotz dieser desolaten finanziellen Lage sprüht Nordsachsen Landrat Michael Czupalla vor Tatkraft. Er hat für Bad Düben eine zweite Muldebrücke angekündigt, fürs Torgauer Schloss ein Museum vorgeschlagen, das Rittergut Taucha soll zum kulturellen Zentrum Nordsachsens werden und bei alledem ist eine Erhöhung der Kreisumlage tabu. Darauf angesprochen, meint Czupalla: „Ich mach’s nur wie der Tillich. Der hat im Landtagswahlkampf auch eine Feuerwehrrente versprochen und die Gemeinden sollen sie jetzt bezahlen. Das kann ich umgekehrt auch!“

 

Trotzdem schlägt Vertretern des Landratsamtes gelegentlich Misstrauen ob der finanziellen Lage entgegen. So überbrachte kürzlich der Amtsleiter Sport bei der Eröffnung der neuen Turnhalle in Cavertitz drei Bälle als Geschenk des Landratsamtes für die dort spielenden Kinder. Die Turnhallenleiterin meinte aber später: „Die Bälle legen wir lieber zur Seite, vielleicht müssen wir die in einigen Monaten an den Insolvenzverwalter wieder herausgeben.“

 

Immerhin ein nordsächsische Kommunalproblem ist auf dem Wege zu einer Lösung: Die am 24. Januar 2010 mit 81,2 % abgewählte Trossiner Bürgermeisterin soll als Kommunalberaterin nach Afghanistan gehen. Sie kennen sicherlich Ines Pfundt, dass ist die Ex-Bürgermeisterin, die durch ihre Verbindlichkeit und Integrationskraft hervorstach und in hervorragender Weise mit ihrem Gemeinderat zusammenarbeitete. Afghanistan-Beobachter sind sich einig, dass Ines Pfundt eine der letzten Optionen des Westens ist, um auch hart gesottene Taliban endlich in die Flucht zu schlagen.

 

Prost!

 

III. Finanzkrise

 

Die Mutter aller Krisen aber bleibt die Finanzkrise unserer Banken, die sich aus lauter Gier verspekuliert haben.


Uns allen fällt doch auf, wie nervös und vorsichtig die Banken geworden sind. Bekam doch neulich ein Bekannter einen Anruf seiner Bank: „Herr B., Sie haben Ihren Dispo um 200 Euro überzogen.“ Mein Bekannter entgegnete: „Und wie war der Kontostand vor 2 Wochen?“ Die verdutzte Bankangestellte antwortete: „3.000 Euro im Plus.“ Daraufhin mein Bekannter triumphierend: „Und, habe ich Sie da angerufen, obwohl ich doch vielleicht mehr Gründe gehabt hätte, als Sie?

 

Manchmal sind die Banken sogar besorgter als ihre Kunden: Bei einem meiner Bundestagskollegen hat die Ehefrau die Kreditkarte für das gemeinsame Konto verloren. Besorgt rief die Bank an, ob er sie den schon hätte sperren lassen. Mein Kollege: „Nee, der Dieb gibt bisher deutlich weniger Geld aus als meine Frau.“

 

Diese Finanzkrise ist nicht ganz so einfach zu verstehen. Dennoch will ich es hier einmal anhand eines aus dem Leben gegriffenen Beispiels versuchen:

 

Es war einmal eine Kneipe. Mandy besitzt eine leider nicht sehr erfolgreiche Kneipe in Berlin-Kreuzberg. Um den Umsatz zu steigern, beschließt sie, die Getränke der Stammkundschaft (sowohl junge aufstrebende Wirtschaftsprüfer und Banker als auch Hartz-IV-Empfänger und Alkoholkranke) auf den Deckel zu nehmen, ihnen also Kredit zu gewähren.

 

Das spricht sich in Kreuzberg schnell herum und immer mehr Kundschaft drängt sich in Mandys Kneipe. Da die Kunden sich um die Bezahlung keine Sorgen mehr machen müssen, erhöht Mandy die Preise für Bier und Schnaps sowie Alkoholfreies und steigert damit auch massiv ihren Umsatz.

 

Der junge und dynamische Kundenberater der lokalen Bank bemerkt Mandys Erfolg und bietet ihr eine unbegrenzte Kreditlinie an. Um die Deckung macht er sich keine Sorgen, er hat ja die Schulden der Trinker als Deckung. Zur Refinanzierung – eine Bank muss ja ihr Geld irgendwo herkriegen – taufen top ausgebildete Investmentbanker die Bierdeckel in verbriefte Schuldverschreibungen um, nennen sie Suffbond, Alkbond und Kotzbond.

 

Diese Papiere laufen unter der modernen Bezeichnung SPA (Super Prima Anleihen) und werden bei den Leipziger Wasserwerken per E-Mail versichert.

 

Daraufhin werden sie von mehreren Rating-Agenturen mit ausgezeichneten Bewertungen versehen. Niemand versteht zwar, was die Abkürzungen bedeuten oder was genau diese Papiere beinhalten aber dank steigender Kurse werden diese Konstrukte ein Renner für institutionelle Investoren.

 

SPA ist ein Hit, Vorstände und Investmentspezialisten der Bank erhalten Boni im dreistelligen Millionenbereich.

 

Eine Tages, obwohl die Kurse immer noch steigen, stellt ein konservativer Risk-Manager (der später wegen seiner negativen Grundeinstellung selbstverständlich entlassen wurde) fest, dass es an der Zeit sei, die ältesten Deckel von Mandys Kunden langsam abzukassieren (fällig zu stellen nennen das die Banken).

 

Nicht ganz unerwartet können weder die ersten noch die folgenden Kneipenkunden ihre Schulden, von denen viele inzwischen ein Vielfaches ihres Jahreseinkommens betragen, bezahlen.

 

Suffbond, Alkbond und Kotzbond verlieren 98% ihres Wertes. Mandys Kneipe geht Pleite. Die Wein- und Schnapslieferanten gehen in Konkurs. Alle hatten sich von Mandy lange und gerne mit Super Prima Anleihen bezahlen lassen.

 

Der Bierlieferant wird wegen der politischen Bedeutung der Bierindustrie verstaatlicht.

Die Bank wird durch den Rettungsfond mit Milliarden-Steuergeldern gerettet.

Der Bankvorstand gewährt sich noch einen Bonus von 60 Millionen Euro.

 

Prost!

 

IV. Soziale Marktwirtschaft

 

Zentrale Frage dieser Finanz- und Bankenkrise ist jetzt: Ist die Marktwirtschaft im Herbst 2008 gescheitert, so wie der Sozialismus 1989 gescheitert war? 

 

Nein! Versagt hat nicht die Marktidee an sich.

Jede menschliche Gemeinschaft muss Mechanismen finden, die regeln wer von wem was für welche Leistung bekommt. Dies können nur Angebot und Nachfrage und damit der Markt sein und nicht die staatliche Zuteilung. Markt respektiert Menschen als freies, eigenverantwortl. Individuum, während Zuteilung Menschen als bloße Objekte sieht. Real existierender Sozialismus hat außerdem bewiesen, dass Zuteilung nicht funktioniert und Marktwirtschaft überlegen ist.

 

Jeder Markt aber braucht Regeln und Rahmenbedingungen. Je größer und komplexer der Markt, desto anspruchsvoller die Regulierung.

 

Hier muss zugegeben werden: Die Rahmenbedingungen und Kapitalmarktregeln haben versagt:

- Wenn Banken Risiken voll weiter geben können, verkommt die Kultur des Risikos.

- Zur Marktwirtschaft gehört das Insolvenzrisiko. Wer schlecht wirtschaftet muss dies selber bezahlen und kann nicht den Staat zwingen einzugreifen.

- Vergütungssysteme und Bonuszahlungen dürfen sich nicht an kurzfristigen Kursentwicklungen orientieren, sondern nur am langfristigen Erfolg.

 

Die Aufgabe lautet daher: Nicht die Märkte abschaffen, sondern die Märkte ordnen.

Hier liegt die Chance des deutschen Modells der sozialen Marktwirtschaft, die weltweit zu den Gewinnern der Finanz- und Wirtschaftskrise werden könnte.

 

Sozialismus seit 1989 Vergangenheit.

Reine liberale Marktgläubigkeit seit Herbst 2008 vielen vergangen.

Soziale Marktwirtschaft aktueller denn je und möglicherweise weltweit.

 

Soziale Marktwirtschaft Ludwig Erhards ist der Weg der Mitte. Sie schafft die Verbindung von Freiheit und Sicherheit. Sie verbindet Chancen für den Einzelnen mit dem sozialen Ausgleich in unserer Gesellschaft.

 

Deshalb können und müssen wir noch heute auf Ludwig Erhard und die soziale Marktwirtschaft einen Trinken!

 

Ob Krise oder Konjunktur – wir bleiben in der Spur!

 

Prost!


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