Runder Tisch gegen sexuellen Missbrauch ohne direkten Bezug zu Opfern aus DDR-Einrichtungen


Der die Region Torgau vertretende Bundestagsabgeordnete Manfred Kolbe (CDU) bedauerte, dass der heute erstmals tagende Runde Tisch gegen sexuellen Missbrauch offenbar ohne Vertreter mit direkten Bezug zu Opfern aus DDR-Einrichtungen tagt.

Kolbe: „Zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung ist nicht nachvollziehbar, warum die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs nicht gesamtdeutsch stattfinden kann.“

Niemand will die Vorfälle in westdeutschen Einrichtungen bagatellisieren, aber um drei Erkenntnisse kommt man bei einem Vergleich kaum herum:

Erstens waren die Missbrauchsfälle in der ehemaligen DDR, insbesondere im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau, mindestens so schwerwiegend wie im Westen, wahrscheinlich sogar schwerer.
Zweitens waren es keine Entgleisungen im Einzelfall, sondern beruhten auf einem Erziehungssystem der systematischen Brechung der Individualität des Insassen.
Drittens stand den Missbrauchsopfern in der ehemaligen DDR nicht einmal theoretisch der Weg offen, sich an Polizei, Gerichte, Medien oder dergleichen zu wenden, um der sexuellen Gewalt ein Ende zu bereiten!

Kolbe: „Die Opfer in der ehemaligen DDR müssen den Eindruck haben, dass es Opfer erster und zweiter Klasse gibt und das ist bitter.“


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